Urlaub aus der Hölle
Tag 1
Nachdem mein Vorschlag, Mister J solle doch den Zug von Mailand hierher nehmen, weil ich eh nur eine Woche Zeit gehabt hätte, auf Ablehnung gestoßen war, weil er "an den Strand" wollte, musste ich wohl oder übel nach Mailand fahren, den Kerl abholen und direkt weiter mit ihm in die Toskana. Nach 8 Stunden Autofahrt unter sengender Hitze, einer Flasche Wein und einem grausigen Abendessen wurde der Typ auch noch zudringlich, sobald wir das Zimmer im agriturismo Bellavista bezogen hatten. Ich stellte sehr bestimmt klar, dass ich kein Interesse an einer Wiederaufnahme unseres erotischen Techtelmechtels hätte, nicht nur wegen dem Meister (der aber hervorragend als Ausrede fungierte), sondern auch, weil Mister J irgendwie... komisch geworden ist (aus dem coolen Breakdancer mit Waschbrettbauch und langen Haaren hat sich irgendwas in der Richtung Deutschprofessor mit schlecht sitzendem Anzug, mangelnder Körperhygiene und schalen Witzen entwickelt).
Tag 2
Mister J redete den ganzen Tag nicht mit mir, fand das Herumliegen am Pool langweilig und betonte, dass er für seinen Urlaub "normalerweise Großstädte bevorzugt" (womit er in Italien gänzlich deplatziert ist). Ich zeigte mich noch großmütig und verständnisvoll ob des am vorherigen Tag ausgeteilten Korbes und seiner damit zusammenhängenden miesepetrigen Stimmung (Männer...) und kutschierte ihn 300 km lang in der Maremma herum. Es war ihm aber nirgends genug los, weshalb er meinte, wir sollten doch zu mir nach Hause fahren, "vielleicht hast du Recht gehabt und ich hätte den Zug in die Berge nehmen sollen". Die zweite Nacht verlief erfreulicherweise ohne Annäherungsversuche, dafür war er am
Tag 3
immer noch sauer. Wir packten unseren Krempel zusammen und ich fuhr wieder 8 Stunden nach Hause, wobei sich meine Stimmung dem Nullpunkt näherte. Zu Hause angekommen, wollte Mister J tanzen gehen, Kunststück, er hatte auch im Auto geruht, während ich mich durch den Verkehr am schlimmsten Tag des italienischen Hochsommers quälen musste (Urlaubsaufbruch überall). Immer noch viel zu gutmütig, brachte ich ihn in den einzigen vorzeigbaren Club unserer Provinz, wo er auch Spass hatte, tanzte und zuviel trank. Miss V war so nett, mich moralisch und unterkunfttechnisch zu unterstützen.
Tag 4
Am nächsten Morgen allerdings meinte der Herr, dass es wohl nicht so das Wahre gewesen sei, und wenn das der beste Club wäre, dann wäre es wohl nicht so weit her mit dem Partyleben hier in meinem Kaff (ich hatte ihn gewarnt, nicht dass jemand glaubt, ich lade Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier in die Pampa ein). Reden wollte er immer noch nicht mit mir, dafür auf einmal ins Schwimmbad (wo er sich doch in der Toskana so gelangweilt hatte). Mir graute bereits davor, ihn den Kumpels vorzustellen, als er allerdings im Schwimmbaddress vor mir stand (oder was auch immer er dafür hielt), fiel ich fast in Ohnmacht. Schwarze Frotteesocken, bis zu den Knien hochgezogen, kombiniert mit weißen, flachen, gefakten Converse-Sneakers, ein rotes Schildkäppi und hellblaue Kindersonnenbrillen. Was soll ich sagen, er war die Attraktion des Freibads (Kommentar von Mister B: "Du, wenn ich mich auch so anziehe, schläfst du dann auch mit mir?"). Ich schäme mich selten für die Menschen, mit denen ich mich umgebe, aber langsam kommt mir der Verdacht, dass der Kerl das absichtlich macht.
Für den heutigen Abend des 4. Tages ist ein Abendessen mit der treuen Miss V geplant (alleine halte ich ihn wohl nicht aus), und morgen werde ich in die Bank starten, ihm sein Geld auszahlen, das er auf mein Konto überwiesen hat, seine Siebensachen packen und eine ernste Unterhaltung mit ihm führen. Ich lasse mir doch nicht den letzten Monat hier verderben, und wenn ich ihm das Rückflugticket zahlen muss. Freiheit hat ihren Preis.
Wird es Miss Pringle gelingen, den Klotz am Bein abzuschütteln? Wird er einsehen, dass wir uns wohl in verschiedene Richtungen entwickelt haben und deshalb nicht mehr so gut zusammen können (ich glaube nämlich, er hat denselben schlechten Eindruck von mir)? Es bleibt spannend. Fortsetzung demnächst.
Nachdem mein Vorschlag, Mister J solle doch den Zug von Mailand hierher nehmen, weil ich eh nur eine Woche Zeit gehabt hätte, auf Ablehnung gestoßen war, weil er "an den Strand" wollte, musste ich wohl oder übel nach Mailand fahren, den Kerl abholen und direkt weiter mit ihm in die Toskana. Nach 8 Stunden Autofahrt unter sengender Hitze, einer Flasche Wein und einem grausigen Abendessen wurde der Typ auch noch zudringlich, sobald wir das Zimmer im agriturismo Bellavista bezogen hatten. Ich stellte sehr bestimmt klar, dass ich kein Interesse an einer Wiederaufnahme unseres erotischen Techtelmechtels hätte, nicht nur wegen dem Meister (der aber hervorragend als Ausrede fungierte), sondern auch, weil Mister J irgendwie... komisch geworden ist (aus dem coolen Breakdancer mit Waschbrettbauch und langen Haaren hat sich irgendwas in der Richtung Deutschprofessor mit schlecht sitzendem Anzug, mangelnder Körperhygiene und schalen Witzen entwickelt).
Tag 2
Mister J redete den ganzen Tag nicht mit mir, fand das Herumliegen am Pool langweilig und betonte, dass er für seinen Urlaub "normalerweise Großstädte bevorzugt" (womit er in Italien gänzlich deplatziert ist). Ich zeigte mich noch großmütig und verständnisvoll ob des am vorherigen Tag ausgeteilten Korbes und seiner damit zusammenhängenden miesepetrigen Stimmung (Männer...) und kutschierte ihn 300 km lang in der Maremma herum. Es war ihm aber nirgends genug los, weshalb er meinte, wir sollten doch zu mir nach Hause fahren, "vielleicht hast du Recht gehabt und ich hätte den Zug in die Berge nehmen sollen". Die zweite Nacht verlief erfreulicherweise ohne Annäherungsversuche, dafür war er am
Tag 3
immer noch sauer. Wir packten unseren Krempel zusammen und ich fuhr wieder 8 Stunden nach Hause, wobei sich meine Stimmung dem Nullpunkt näherte. Zu Hause angekommen, wollte Mister J tanzen gehen, Kunststück, er hatte auch im Auto geruht, während ich mich durch den Verkehr am schlimmsten Tag des italienischen Hochsommers quälen musste (Urlaubsaufbruch überall). Immer noch viel zu gutmütig, brachte ich ihn in den einzigen vorzeigbaren Club unserer Provinz, wo er auch Spass hatte, tanzte und zuviel trank. Miss V war so nett, mich moralisch und unterkunfttechnisch zu unterstützen.
Tag 4
Am nächsten Morgen allerdings meinte der Herr, dass es wohl nicht so das Wahre gewesen sei, und wenn das der beste Club wäre, dann wäre es wohl nicht so weit her mit dem Partyleben hier in meinem Kaff (ich hatte ihn gewarnt, nicht dass jemand glaubt, ich lade Leute unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier in die Pampa ein). Reden wollte er immer noch nicht mit mir, dafür auf einmal ins Schwimmbad (wo er sich doch in der Toskana so gelangweilt hatte). Mir graute bereits davor, ihn den Kumpels vorzustellen, als er allerdings im Schwimmbaddress vor mir stand (oder was auch immer er dafür hielt), fiel ich fast in Ohnmacht. Schwarze Frotteesocken, bis zu den Knien hochgezogen, kombiniert mit weißen, flachen, gefakten Converse-Sneakers, ein rotes Schildkäppi und hellblaue Kindersonnenbrillen. Was soll ich sagen, er war die Attraktion des Freibads (Kommentar von Mister B: "Du, wenn ich mich auch so anziehe, schläfst du dann auch mit mir?"). Ich schäme mich selten für die Menschen, mit denen ich mich umgebe, aber langsam kommt mir der Verdacht, dass der Kerl das absichtlich macht.
Für den heutigen Abend des 4. Tages ist ein Abendessen mit der treuen Miss V geplant (alleine halte ich ihn wohl nicht aus), und morgen werde ich in die Bank starten, ihm sein Geld auszahlen, das er auf mein Konto überwiesen hat, seine Siebensachen packen und eine ernste Unterhaltung mit ihm führen. Ich lasse mir doch nicht den letzten Monat hier verderben, und wenn ich ihm das Rückflugticket zahlen muss. Freiheit hat ihren Preis.
Wird es Miss Pringle gelingen, den Klotz am Bein abzuschütteln? Wird er einsehen, dass wir uns wohl in verschiedene Richtungen entwickelt haben und deshalb nicht mehr so gut zusammen können (ich glaube nämlich, er hat denselben schlechten Eindruck von mir)? Es bleibt spannend. Fortsetzung demnächst.
pringle - 29. Jul, 18:11