Dr.-Sommer-Team, Teil 2
Mitten in der Nacht reißt mich der penetrante Kinderchor des Grauens, den ich als Klingelton ausgewählt habe, aus dem Post-Urlaubs-Koma. Zur Abwechslung ist es mal einer meiner Exfreunde. Lange nicht mehr gehört. Nein, es ist nichts passiert. Er bräuchte da nur mal einen guten Rat von mir als sitzengelassene Exfreundin und Fachfrau für unverbindliche Fickbeziehungen. Er steckt da nämlich mitten in einer ebensolchen und möchte diese beenden aufgrund seiner Schwärmerei für eine Arbeitskollegin, aus der sich mehr entwickeln könnte/sollte/wird. Und da ich einmal gesagt habe, es sei einer Frau lieber, mit der unbequemen Wahrheit, sprich: einer Nebenbuhlerin mit weitaus größeren Chancen, konfrontiert zu werden, als sich endloses Geseiere à la "Ich mag dich, will aber keine Beziehung, es liegt nicht an dir, sondern an mir usw. usf." anzuhören, soll ich ihm sagen, was er nun tun soll, um ihre Gefühle nicht zu verletzen. Ich zünde mir eine Zigarette an und setze mich auf den Balkon. Nach einer halben Stunde habe ich meinem werten Ex (gegen den Mr Big ein geradezu bindungswütiger Kuschelbär ist) klargemacht, dass die Wahrheit nie falsch ist (schon einmal aus reinem Egoismus, so kann man sich selbst später keine Vorwürfe machen), der (Fick-)Partner wird sowieso außer sich vor Wut sein. Ich habe ihm erzählt, dass Frauen nie "nur" Sexbeziehungen haben, und dass immer mehr dahintersteckt, egal was sie den Männern erzählen. Dass Frauen gerne hoffen, Männer irgendwann in eine Beziehung drängen zu können, ohne sich erstmal zu fragen, ob sie das selbst überhaupt wollen. Schuld daran ist das Oxytocin, aber den wissenschaftlichen Teil habe ich um diese Uhrzeit wohlweislich weggelassen.
Seufzend gehe ich zurück ins Schlafzimmer, werfe einen Blick auf Sixie, der wahrscheinlich jedes Wort mitangehört hat, und fange an zu grübeln.
Seufzend gehe ich zurück ins Schlafzimmer, werfe einen Blick auf Sixie, der wahrscheinlich jedes Wort mitangehört hat, und fange an zu grübeln.
pringle - 15. Jul, 23:28