Ein Zuhause in einer Welt voller Fremder.
Ein Schlupfloch in einer Sackgasse.
Ein Urlaubstag im Alltagsgrau.
Eine Insel im Meer.
Ein Bergsee.
Das bist
du.
Aus irgendeinem Grund kam mir heute morgen beim Zähneputzen die Frage in den Sinn, was wohl aus dem Meister geworden ist. Hab ihn nun doch fast ein Jahr nicht mehr gesehen.
Miss S zu mir, nachdem sie vom Mittagessen in der ein Stockwerk unter unserem Büro gelegenen Mensa zurückkam:
Am Sonntagmorgen weckte mich ein SMS von Miss M. Sie bräuchte meine Hilfe beim Verfassen eines Bewerbungsschreibens, ich könnte das so gut und blah blah.
Als ich ihr meine Hilfe zusicherte, wusste ich noch nicht, dass sie vorhatte, mir per facebook (!) ein unzusammenhängendes Konstrukt aus dialektalen Wortkrüppeln zu schicken, aus dem ich dann was Leserliches und möglichst Ansprechendes zaubern sollte.
Während ich verdrossen in die Tasten hackte, streifte mich ein Seitenblick von Mister Pringle, der damit beschäftigt war, sich "Scrubs" reinzuziehen und seine Seite der Couch mit Keksen vollzukrümeln: "Wieso machst du das?" "Freundschaftsdienst." "Ja, aber... die hat ja studiert. Der Job wird doch wohl voraussetzen, dass die Bewerberin imstande ist einen Brief zu tippen?!?" Ach, er hat ja recht.
Sonntagabend erreichte mich ein überschwängliches Dankesmail, ganz im Stil von Miss M komplett mit Smilies, Küsschen und Oki-Dokis gespickt, und gleich darunter... ach du Scheiße. Die Bitte, noch ein derartiges Schreiben zu verfassen. Diesmal hatte sie nur die Stellenanzeige geschickt, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Wohl, damit mir nicht langweilig wird.
Noch nie was von copypaste gehört?
Nein, da platzte mir der Kragen noch nicht. Auch nicht, als ich gestern abend nach 11 Stunden im Büro die Message "Duuuuu, wie weit bist du mit dem Schreiben?" in meinem Maileingang vorfand.
Der Big Boss verlässt die Firma und übergibt die Geschäfte den drei Jungs (auch "Hydra" genannt). Nicht, ohne mich vorher auf einen Kaffee einzuladen und mir für meinen Einsatz und die persönliche und berufliche Inspiration zu danken.
Der weise Ratschlag, nicht so zu enden wie er, gibt mir zu denken. Laufe ich Gefahr, irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen, will heißen, das wahre Leben vor lauter Ehrgeiz zu versäumen? Depressionen zu kriegen, die in ein Burn-out-Syndrom münden?
Lachend beruhige ich ihn und mich selbst, gebe ihm meinerseits die Erkenntnis mit auf den Weg, dass Freiheit nichts ist, vor dem man Angst haben muss, und kehre nachdenklich gestimmt an meinen Schreibtisch zurück.
Freiheit ist im Kopf, sagt mein Chef. Die Kunst ist nur, den Kopf nicht zu verlieren.
Und wegen eines bescheuerten Irren, der dem Premier ein Souvenir ins Gesicht geknallt hat, hat die Regierung jetzt wieder eine Steilvorlage zum Beschimpfen der bösen Kommunisten, der Presse und aller Berlusconi-Gegner. Die Geste war so unnötig wie kontraproduktiv, weil nun alle Bestrebungen, dem Psychozwerg die Macht zu entziehen und so etwas Ähnliches wie eine Demokratie zu schaffen, in einen Topf geworfen werden mit diesem Guerrilla-Schlag eines Massimo Tartaglia. Nix Bella Italia, es kotzt mich nur noch an.