Respekt!

Was in der Schule gepredigt wird, findet anscheinend beim Personal keinen besonderen Anklang. Vorige Woche ins Büro meiner Chefin zitiert, musste ich mir anhören, dass - laut den KOLLEGEN -

a) ich die Distanz zu den Schülern nicht immer wahre (stimmt genau),
b) mein Kleidungsstil laut den werten Kollegen nicht "angemessen" sei (hääää?)
c) man mich beim Rauchen auf Nichtrauchergelände gesehen hatte (oh ja)
d) meine Ausdrucksweise "unflätig" sei, weil ich einen Kollegen gefragt hatte, ob wir nach Feierabend noch was "saufen" gingen (auch korrekt, aber Schüler waren da sicher nicht in Reichweite...).

Nun, ich werde mir die Beschwerden nach Ferienende zu Herzen nehmen. Direkt nach der Standpauke war ich allerdings auf unserer Klassenfahrt nach Wien zu sehr damit beschäftigt,

a) alle Schüler vollzählig immer wieder heimzubringen, in welchem Zustand auch immer,
b) mir ihre Geschichten anzuhören und ihnen Tipps zu geben (nein, nicht nur "wie komme ich als Minderjähriger in eine Oben-ohne-Bar?"),
sowie
c) Streit zu schlichten, Konflikte zu lösen, Lanzen für diesen und jene zu brechen.

Natürlich hatten wir auch jede Menge
d) Spass.

Tja, zum Glück sind's nur mehr zwei Monate. Ich schätze mal, das nächste Jahr kann ich mir die Stelle abschminken.

Die Beziehung zu Mister L, den ich eigentlich aus Respekt vor seinen Gefühlen nicht mehr hier erwähnen wollte, habe ich diesmal beendet, in der Hoffnung, dass es besser so ist. Für beide. Ob es wirklich besser ist, erfahrt ihr dann hier so nach und nach.
teacher - 29. Apr, 20:28

Tja, das ist eine Gratwanderung. Direktor, Kollegen, Eltern haben gewisse Erwartungen an die (Jung)lehrer, da kann niemand ganz ausbrechen. Aber ingesamt haben wir Lehrer eine unglaubliche Freiheit, die man erobern und verteidigen muss.
Zauberwort: Begründungskompetenz - Wie kann ich mein Verhalten begründen.
P.S.: Schule braucht Typen! Graue Mäuse gibt es genug.

pringle - 1. Mai, 17:19

Vielen Dank, teacher. Ich begründe mein Verhalten damit, dass Ehrlichkeit im Umgang mit Schülern der einzige Weg ist (meiner geringen Erfahrung nach wird man, sobald die kleinste Verstellung bemerkt wird, zum Hassobjekt und respektlos behandelt).
testsiegerin - 29. Apr, 21:05

teacher hat recht, es ist eine gratwanderung.
auch mir sind leute mit profil lieber als graue mäuschen, keine frage ... jetzt kommt das ABER ... aber was haben die schülerInnen von einer frau mit profil, wenn die ihren job verliert?
über die nähe-distanz haben wir ohnehin schon mal diskutiert, das seh ich eindeutig anders als du. ich glaub, man kann schülern auch mit professioneller distanz nahe sein, ohne sich mit ihnen zu verbrüdern.

über angemessene kleidung lässt sich natürlich streiten oder auch nicht. ich hab ja vor siebzehn jahren im knast gearbeitet, und wenn ich ehrlich bin, würde ich jetzt dort nicht mehr anziehen, was ich damals angezogen hab. nicht nur, weil meine figur eine andere ist. auch, weil ich mir etliches erspart hätte.

und als nichtraucherin regt es mich sowieso immer auf, wenn raucher sich über alle regeln hinwegsetzen.

ich zweifle überhaupt nicht daran, dass du eine engagierte lehrerin bist, aber streit schlichten, konflikte lösen und die schülerInnen auf ihrem weg unterstützen, das kann man auch, wenn man sich an gewisse regeln hält.

just my two cents ;-)

pringle - 1. Mai, 17:30

Seufz. Es ist so verdammt hart, das ganze Dilemma auf den Blog zu stellen, ohne dass ein falsches Bild entsteht. Dass ich die Distanz nicht wahre, gebe ich zu. Ob das negativ ist, kann ich aufgrund mangelnder Erfahrung nicht beurteilen. Der Direktorin (die ich im übrigen sehr schätze) und den Kollegen werfe ich vor, dass sie nie versucht haben, die Schüler an sich heranzulassen (und das meine ich jetzt nicht in einem zweideutigen Sinn). Die sind doch nur deswegen zutraulich wie Hundewelpen, weil sie keiner als eigenständige Personen bzw. junge Erwachsene behandelt. Wie gesagt, zutraulich, nicht respektlos.

Aber egal, hatten wir schon, ich verstehe ihre Meinung und wandere weiter auf meinem schmalen Grat in der Hoffnung, nicht runterzufallen.

Was uns Raucher angeht, haben Sie natürlich 100%ig recht, allerdings würden Sie es auch ungerecht finden, wenn Ihnen als einziger das Recht verwehrt wird, ihrer Sucht zu frönen, während alle anderen (Schüler, Lehrer, Küchenpersonal) weiterpaffen, wo und wann es ihnen beliebt.

Und die Kleiderfrage bringt mich auf die Palme, weil ich im gesamten Schuljahr nicht einmal das Haus verlassen habe, ohne mit Mutti Rücksprache zu halten, ob ich auch wohl korrekt angezogen bin. Keine tiefen Ausschnitte, Rocklänge bis übers Knie, und den ganzen Winter (und der ist lang bei uns!) steckte ich in Rollkragenpullis und Jeans.

Bei längerer Überlegung sieht es so aus, als würde man das Haar in der Suppe ziemlich angestrengt suchen, jedenfalls in meinem Fall.
gulogulo - 30. Apr, 14:23

seine kollegen lädt man auch nicht zum saufen ein - höchstes zum spiegeltrinken. ;-)

pringle - 1. Mai, 17:36

...wasn das?

...oh, habe ich erwähnt, dass neulich beim Ausgehen mit den Lehrern eine junge Kollegin dabei war, die unbedingt einen Joint rauchen wollte - mit allen versammelten Lehrern? Ich konnte ihr die Idee zum Glück ausreden. Ich bin wirklich nicht geeignet für diesen Beruf, ich dachte, es sei wichtiger für die Vorbildfunktion eines Lehrers, keine Drogen zu nehmen und sich anständig aufzuführen, als jeden Kontakt mit den Schülern zu meiden. Tut mir leid, für mich ist und bleibt das eine verkehrte Welt.
gulogulo - 1. Mai, 17:37

das mit der nähe zu den schülern ist wirklich ein schwieriges thema, oft läuft es - wie so vieles - nach dem motto "wia mas macht is falsch". bei irgendwem kommt das immer falsch an.
wir hatten einen kv, der auch versucht hat, das ganze persönlicher anzugehen, also auch aus seinem privatleben zu erzählen ... also nicht, daß einige aus der klasse das "gegen ihn" verwendet hätten, aber das bild von ihm als "harter hund" (sportlicher, klasser frauentyp) hat dann doch erheblich "gelitten". die vielen "" deshalb, weil es aus damaliger sicht so ausgesehen hat für uns buben. aus heutiger sicht verstehe ich ihn viel besser, er wollte uns eben nicht lehrer-schüler-mäßig behandeln sondern irgendwie als gleichwertige gesprächspartner, das hat in dem fall aber nicht so wirklich funktioniert.
pringle - 1. Mai, 17:50

...ich erzähle wohlweislich nur die Sachen, die mich als "coole Sau" dastehen lassen. Wirklich, meistens erzählen die mir alles Mögliche (leider auch Dinge, die ich nun WIRKLICH nicht wissen will). Und natürlich funktioniert das nicht mit allen. Aber mit den meisten.
caliente_in_berlin - 4. Mai, 17:02

off topic

So, es steht fest. Meine Wenigkeit wird 22. bis 29.5. in Madrid sein. Und am 9.8. fliegen die Suse und ich gemeinsam hin. Sie bleibt bis 17.8., ich vermutlich bis Mitte September.
Wäre super, wenn es nochmal mit einem Treffen klappen würde.

(ach, und falls es demnächst mit Vere auf Shoppingtour nach Mailand geht, lass es mich wissen...ich bin nämlich 20. bis 24.6. vor Ort)

grecoditufo - 4. Mai, 17:08

ach ja??!!:-))

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