...äh, was wollte ich jetzt gleich nochmal? Ah ja, mich schämen.
Manchmal schaue ich den Worten zu, wie sie meinen Mund verlassen, und während sie noch vor mir herumschwirren, würde ich sie am liebsten wieder einfangen und zurückstopfen in mein kleines, dummes Gehirn. Pringle war heute in der Bank, um endlich mal ihre Schulden zu bezahlen, und wurde prompt von einem sehr netten, jungen, nicht unschönen Schalterbeamten bedient. Der namenlose Herr hatte eine Tätowierung am Handgelenk. Ich freute mich dermaßen über diesen Beweis meiner These, dass es heutzutagenicht einmal mehr als Bankangestellter verpönt ist, Tätowierungen an sichtbaren Körperstellen zu tragen, dass ich das Motiv genauer musterte. Ein Datum, eine Taube, ein Zweig. Erst vor kurzem gestochen. Und obwohl ich dumme Fragen nach Bedeutungen von Tattoos und so in etwa wie "Was heißt denn das?", wenn man einen Text (!) tätowiert hat, hasse wie die Pest, machen mich so offensichtlich bedeutungsschwere Tattoos neugierig. So freundlich es meine unbezähmbare Neugier zulässt, sprudle ich also heraus: "Das ist ja schön! Ist das ein Geburtsdatum oder ein Eheringersatz oder sowas?" Woraufhin mich der Typ ganz cool anschaut und meint: "So ähnlich. Es ist das Geburts- und Todesdatum meiner Mutter."
"Oh."
Na toll, Pringle. Ich starre ihn glaube ich nur noch entgeistert an, vergesse ganz darauf, ihm wenigstens mein Beileid auszudrücken (dafür schäme ich mich im Nachhinein am meisten, für meine Hilflosigkeit in solchen Situationen, ich meine, irgendwas muss man doch sagen, nicht?), klaube meine Knete zusammen und reagiere nur mehr mit einem gezwungenenLächeln auf seine freundliche, gelassene Entgegnung "Du hast ja auch ein paar..."
Das Todesdatum war der 11.07.2008, und wie ich später erfahren sollte, hat sich die Mutter nach 3 erfolglosen Selbstmordversuchen mit 50 Jahren von der Brücke gestürzt. Nein, diese Information trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
"Oh."
Na toll, Pringle. Ich starre ihn glaube ich nur noch entgeistert an, vergesse ganz darauf, ihm wenigstens mein Beileid auszudrücken (dafür schäme ich mich im Nachhinein am meisten, für meine Hilflosigkeit in solchen Situationen, ich meine, irgendwas muss man doch sagen, nicht?), klaube meine Knete zusammen und reagiere nur mehr mit einem gezwungenenLächeln auf seine freundliche, gelassene Entgegnung "Du hast ja auch ein paar..."
Das Todesdatum war der 11.07.2008, und wie ich später erfahren sollte, hat sich die Mutter nach 3 erfolglosen Selbstmordversuchen mit 50 Jahren von der Brücke gestürzt. Nein, diese Information trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
pringle - 6. Aug, 21:44
Vielleicht tröstet es dich, dass letztens eine Bekannte auf meiner Lesung war, und ich anerkennend bemerkt habe, dass sie abgenommen hat und dass ihr die kurzen Haare total gut stehen, und sie geantwortet hat: "Ich habe Krebs."