Geht doch, mit dem Aufrappeln. Das Wochenende bestand zwar noch aus 50% Überstunden, 40% purem Alkohol, 2% Spaß und 8% Ärger, aber vereinzelt lässt sich ein Sonnenstrahl blicken.
arbeitet für mich. Und langsam verblasst das Sehnen und Hoffen zu einem matten Ziehen in der Herzgegend, nur mehr manchmal unangenehm und immer mahnend, mich nicht wieder so leichtfertig auf jemanden einzulassen, der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um noch Gedanken an jemand anderen zu verschwenden. Und so mache ich das, was ich immer mache. Behalte meinen Stolz, meine Illusionen, meinen Respekt und meinen Optimismus, rapple mich wieder auf und wende mich der Sonne zu, damit der Schatten hinter mich fällt.
Nach 2 Stunden Geschufte in der Bar eines Geburtstag feiernden Freundes, wofür ich mir den Lohn direkt in Form von Bier auszahlen ließ, hat mir das noch gefehlt. Ich sitze ziemlich angeschickert und äußerst mies gelaunt vor der Bar und sichte das Fettnäpfchen auf 3 Uhr. Seine Begrüßung beschränkt sich auf ein linkisches Grinsen, und weil er sich nicht einmal zu mir her bequemt, beschließe ich den Abend vorzeitig zu beenden, packe mein Fahrrad zusammen und mache mich auf die Socken.
Da stellt er sich mir in den Weg.
"Wo willst du hin?"
Ich blinzle ihn an. Nach Hause.
"Jetzt schon? Ach, komm, jetzt gehen wir noch was trinken."
Gespielt unschlüssig bleibe ich stehen und lasse mich in ein Gespräch verwickeln, das so lange dauert, bis alle außer uns gegangen sind. Na gut, ein Bier noch. In der Absturzbar trinken wir noch was und halten - ganz kurz nur - wieder mal Händchen.
Schließlich meint er: "Gehen wir? Ich begleite dich."
Ich nicke, und wir schwingen uns auf die Drahtesel, um uns auf dem Heimweg ein wildes Wettrennen zu liefern. Ich muss wieder lachen und mache mir Sorgen darüber, wie sehr dieser Kerl es schafft, meine Stimmung zu beeinflussen. Meist unfreiwillig, manchmal absichtlich spielt er auf der Klaviatur meiner Launen und erwischt mal die schwarzen, mal die weißen Tasten.
Vor der Haustür angekommen, bemerkt er meinen fragenden Blick (verdammter Alkohol, doch nicht so forsch!) und meint leise:
"Lassen wir es langsam angehen, ja?"
Ich lache und nicke.
Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und sagt: "Ich habe nicht mal deine Telefonnummer."
"Du hast mich auch nie danach gefragt."
Er lacht, steigt auf und fährt davon.
Unter halb geschlossenen Augenlidern schaut er mich erwartungsvoll an.
"Erzähl mir von dir."
"Was willst du hören?"
"Wie war deine letzte Beziehung? Also deine letzter richtiger Freund, mit dem du länger zusammen warst?"
"Uhm. Schön. Die große Liebe."
"Große Liebe, soso..."
"Ja, meine Theorie ist die, dass die letzte wichtige Beziehung immer auch die große Liebe ist, weil man sich ja von Partner zu Partner steigern sollte. Ich kann ja schlecht eine Beziehung beenden, um dann mit einem schlimmeren Typen zu gehen."
"Optimistin."
"Ja, du nicht?"
"Ich weiß nicht so recht. Mir tut es nicht leid, dass ich meine Beziehung beendet habe. Aber manchmal fehlt sie mir. Man erinnert sich ja nur an die guten Dinge."
Ich zögere mit meiner Antwort.
"Das Problem von euch Männern ist, dass ihr länger braucht, um euch zu verlieben, aber auch länger, um von einer Frau loszukommen."
"Da hast du vollkommen recht."
"Warum hast du sie verlassen?"
"Weil ich den Alltag mit ihr nicht mehr ausgehalten habe. Die Selbstverständlichkeit, der Mangel an Wertschätzung und bisweilen auch an Respekt. Sie war nicht sehr gut im Geben, weißt du?"
"Was vermisst du?"
"Den Seelenfrieden. Die Ruhe. Ich war viel weniger nervös und aufgekratzt, als ich mit ihr zusammen war."
Er legt seinen Kopf an meine Schulter. Ich streiche ihm durch die Haare.
Nachdem man zwei Stunden von einem Fettnäpfchen ins andere gestolpert ist, zwischen Händchenhalten und verlegenem Kichern Schwachsinn gelabert und im Hinterkopf permanent überlegt hat, ob der Kerl nun ein Verrückter ist oder nicht doch tatsächlich einer, der einem so richtig den Kopf verdrehen könnte
einer von den Netten
und irgendwann nur noch darauf wartet, dass er die Klappe hält, weil er einen an Redseligkeit glatt übertrifft, kommt spät aber doch der Moment des Abschieds, der entweder noch linkischer ausfallen kann als der ganze Rest des Abends, oder aber das Ganze doch irgendwie lohnenswert macht.
Und während ich noch so dastehe und hoffe, dass er mir nicht nach bester Mittelschülermanier, welche die bisherige Annäherung geprägt hat, die Zunge - bäh - in den Schlund steckt, zieht er mich an sich und drückt mir einen Kuss auf beide Wangen.
Wobei die Langsamkeit der Ausführung die Artigkeit der Geste Lügen straft.
Miss Pringle führte in den letzten 24 Stunden ihre neuen Schuhe aus. Und kam zum Schluss, entweder man liebt sie oder man hasst sie. Auffallen tun sie auf jeden Fall. Bester Kommentar bis jetzt ist der vom Kollegen Mister M, der sie minutenlang musterte und dann meinte:
"Du bist immer so scharf angezogen, dass ich dich am liebsten sofort flachlegen würde. Wir kämen den ganzen Tag nicht zum Arbeiten, würden uns im Meetingraum einschließen und rammeln, was das Zeug hält.
Du kannst von Glück reden, dass du kein Kerl bist."